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- Nachdenken über Alternativen -
Vortrag im Rahmen des „Fachdidaktischen Kolloquiums“ an der Universität Bielefeld, 3.12.2001 überarbeitete und ergänzte Fassung - von Axel Jürgens



IV Fazit

Ziel der oben beschriebenen Bemühungen ist es, in der Sekundarstufe I an ausgewählten historischen Beispielen mit möglichst regionalem Bezug historische Arbeitsweisen zu praktizieren und so ein Fundament zu setzten für die Bereitschaft und die Kompetenz einer möglichst selbstständigen Auseinandersetzung mit historischen Fragen – sowohl in der Oberstufe als auch darüber hinaus.

Es ist leicht, dem Geschichtsunterricht normativ zu verordnen, was er leisten soll, ohne zu bedenken, ob das innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen überhaupt geleistet werden kann. Der konventionelle Geschichtsunterricht bringt dürftige Ergebnisse, trägt – eingepresst in ein kurzatmiges Vormittagsprogramm – zur Schulunlust bei und bleibt weit entfernt davon, „den Schülerinnen und Schülern Raum (zu)geben, sich mit Neugier und innerer Anteilnahme fragend der Geschichte zuzuwenden“ [61].

Die oben beschriebenen Modelle eines Geschichtsunterrichts, der Möglichkeiten eines ruhigen, konzentrierten, vertiefenden, selbstständigen Lernens eröffnet, finden bei den beteiligten Schülerinnen und Schülern trotz der hohen Anforderung große Akzeptanz.

Über einen veränderten Geschichtsunterricht hinaus wäre eine andere Lernkultur an den Schulen anzustreben. Dazu müssten sich in der Sekundarstufe I mehr zweistündige Fächer auf den Weg eines Arbeitens an inhaltlichen und organisatorischen Schwerpunkten begeben. Es müsste inhaltlich und methodisch mehr fächerübergreifend gearbeitet werden. Und irgendwann müsste die Bastion der mit dem rigiden 45-Minuten-System verknüpften Halbtagsschule fallen.

Oder wird Hildegard Hamm-Brücher Recht behalten: „Wir haben ein staatlich monopolisiertes, verkrustetes, verreglementiertes Schulsystem, in dem es weder von der organisatorischen Seite und schon gar nicht von der pädagogischen Seite her Wettbewerb oder Versuche oder neue Formen des Lehrens und Lernens gibt“ [62]?